Gemeinden, Kreise, Bundesländer und die gesamte EU beschäftigen sich in den letzten Monaten vermehrt mit einem speziellen Thema, wenn es um Grund- und Trinkwasser geht: Nitrat im Wasser. Auch Verbraucher machen sich Gedanken und Sorgen – nicht grundlos, wie sich in jüngster Vergangenheit herausstellte. Denn auch wenn die Trinkwasserqualität in Deutschland nach wie vor dank der umfassenden Grenzwerte und Vorschriften der Trinkwasserverordnung sehr hoch ist, stellt Nitrat im Wasser eine Gefahr dar – zum einen für Betreiber eigener Hausbrunnen, zum anderen langfristig auch für Verbraucher, die ihr Wasser von den öffentlichen Versorgern beziehen.

Nitrat im Wasser: Überschreitungen der Grenzwerte sind keine Ausnahme

Die Gesetzeslage sieht vor, dass Nitrat im Wasser einen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je einem Liter Wasser nicht überschritten werden darf. Doch der Nitratbericht der Bundesregierung, dem Berichte aus den Jahren 2012 bis 2014 zugrunde liegen, zeigt ganz klar, dass dieser Grenzwert für Nitrat im Wasser in einigen Regionen längst überschritten wird. Vor allem die Messwerte aus Niedersachsen sprechen hier eine klare Sprache.

[caption id="attachment_910" align="alignright" width="300"] Nitrat im Grundwasser - Messstelle[/caption]
Mitunter lieferten fünf Messstellen aus der Grafschaft Bentheim Daten zu den Nitratwerten im örtlichen Grundwasser, wie die „Grafschafter Nachrichten“ vor kurzem (Artikel vom 16.02.2017) berichteten. Die Werte dieser Messstellen flossen mit in den Nitratbericht der Bundesregierung ein. Zudem werden an 37 weiteren Messstellen regelmäßig die aktuellen Nitratwerte des Grundwassers gemessen, so der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz, kurz NLWKN.
Um ein Vielfaches überschritten: Grenzwerte für Nitrat im Grundwasser in Niedersachsen
Im Zuge dieser Messungen zeigte sich die Problematik sehr deutlich, etwa bei einer Messung in Echtelerfeld Anfang März 2012, die einen Rekordwert von 312,10 Milligramm Nitrat je Liter Wasser aufzeigte. Auch Messungen an der Station Gildehaus-Süd lieferten Ende Mai 2013 Nitratwerte, die mit 125,28 Milligramm Nitrat je einem Liter Wasser deutlich über den vorgeschriebenen Grenzwerten liegen. Auch wenn an anderen Messstellen deutlich weniger Nitrat im Wasser nachgewiesen wurde, sind diese Ergebnisse keine Seltenheit und stellen eine langfristige Problematik dar.
Den Grund für diese enormen Grenzwertüberschreitungen sieht das NLWKN hauptsächlich in der enormen Düngung der landwirtschaftlichen Flächen der besonders betroffenen Gebiete mit Gülle. Um zu vermeiden, dass das Trinkwasser, das schlussendlich an die Haushalte ausgeliefert wird, zu viel Nitrat aufweist, wird das belastete Grundwasser im Notfall mit unbelastetem Grundwasser gemischt. Diese Taktik geht bislang auf, so dass die Grenzwerte für Nitrat im Wasser bis dato eingehalten werden und die Trinkwasserqualität als gesichert gilt, auch wenn das Ausgangsprodukt Grundwasser in einigen Fällen stark belastet ist.
Sollte diese Taktik irgendwann jedoch nicht mehr aufgehen, stehen Wasserversorger und schlussendlich auch die Verbraucher vor einem Problem: Die Aufbereitung des Grundwassers ist, wenn es stark mit Nitrat belastet ist, äußerst aufwändig und somit kostenintensiv. Das wirkt sich wiederum auf die Trinkwasserpreise aus.
Nitrat im Wasser – Fakten zur Gefährdung durch Nitrat für den Menschen
- Bei Nitrat handelt es sich um ein Salz, das für den Menschen im Grunde nicht schädlich ist.
- Wird Nitrat jedoch vom Körper aufgenommen, wird aus dem an sich ungefährlichen Salz sogenanntes Nitrit.
- Nitrit führt dazu, dass der Sauerstofftransport durch das Blut gehemmt oder sogar blockiert wird.
- Möglich ist zudem, dass sich im menschlichen Körper sogenannte Nitrosamine bilden, die als eventuell krebserregend eingestuft werden.
- Solange der Wert von Nitrat im Wasser unter 50 Milligramm je einem Liter Wasser liegt, gilt das Salz als ungefährlich.
- Besonders gefährdet sind Babys und Kleinkinder. Hier kann zu viel Nitrat im Wasser unter Umständen zur sogenannten Blausucht führen.

Nitrat im Wasser ist nicht die einzige Gefahrenquelle!
Nicht nur Nitrat im Wasser stellt eine Gefahr für die Gesundheit dar. Auch wenn die Trinkwasserverordnung in Deutschland penibel vorschreibt, welche Grenzwerte eingehalten werden müssen, bedeutet dies keine einhundert prozentige Sicherheit für den Verbraucher.
Die Wasserversorger kontrollieren das Trinkwasser engmaschig, ehe es an die Haushalte verteilt wird. Doch die wahre Gefahr lauert in der eigenen Trinkwasserinstallation. Denn ab dem Übergabepunkt, den in aller Regel die Wasseruhr darstellt, haftet der Hauseigentümer selbst für die Unbedenklichkeit des Trinkwassers.
Hier kann das Trinkwasser durch Schwermetalle und Bakterien belastet werden.
Wie dies geschehen kann und wie Sie als Verbraucher sicher gehen können, dass der Genuss des eigenen Leitungswassers keine Gefahr für Ihre Gesundheit darstellt, lesen Sie unter anderem in diesen Magazinartikeln:



